News from Peter
Back home in Germany. The surgical colleague who took my place when I left, tells me about Peter. Two weeks before the time of immobilization of his unstable femur-neck-fracture would be finished, the plaster was broken again. The surgeon tried to fix it a second time, improvising with a piece of wood that he integrated into the construction. Soon Peter reported too much pain, and now he wanted to get rid of the cast.
The x-ray control showed, what we all had expected deep in our hearts – there are no signs of healing. What to do? The surgeon, confronted with the daily catastrophes at Baraka Health Center, with the lack of money and other resources, that keep young patients handicapped, immobilized and out of work, feels helpless in some way. And so do I. Who will pay for the available, but too expensive help? And if someone would pay just for this patient, what about all the others? Especially the young fathers and mothers who are not able to work any more, for those who will die without a certain treatment? And all the other patients which are brought into our clinic every day who will stay suffering because of the lack of money, but at the same time do not complain, do not show impatience, and try to improvise and manage their life in any possible way, being incredibly brave?
Being back in the german medical system, where so much is possible and paid, I experience so many impatient and unfriendly patients. Being thankful, even if there has been one hour of waiting time, before any available help is applied, doesn’t seem to be a common skill. Traveling between the worlds makes it hard to take, when such a high level of medical all-round-treatment is taken for granted…
Nachrichten von Peter
Ich bin wieder zuhause in Deutschland. Der chirurgische Kollege vor Ort, der mich abgelöst hat, berichtet von Peter. Noch bevor er die 12 Wochen Liegezeit im Becken-Beingips bei instabiler Schenkelhalsfraktur zuhause in seinem Einraum-Wellblechverschlag ohne Fenster vollends hinter sich gebracht hatte, war der Verband wieder gebrochen. Der Kollege verstärkte ihn erneut, diesmal zusätzlich improvisiert mit Einbau von einem Holzstück. Doch schon bald meldete Peter, er habe zu grosse Schmerzen, das Gebilde müsse abgenommen werden.
Ein Kontrollröntgenbild zeigte, was wir vermutlich alle erwartet hatten: keine Heilungstendenzen. Und nun? Der Kollege, vor Ort mit den täglichen Katastrophen konfrontiert, die mit einem besseren Geldpolster oder einer suffizienten Krankenversicherung so lösbar wären, dass die betroffenen, noch jungen Patienten wieder einsatz- und arbeitsfähig wären, ist ratlos. So wie ich auch. Wer würde die Kosten übernehmen? Und wenn man das Geld aufbrächte, nur einmal für diesen einen Patient, blieben so viele Fragen quälend offen: warum gerade dieser Patient, der immer wieder dem Alkohol zugeneigt ist? Müsste dann nicht auch dem Familienvater, 40jährig, mit den beidseits gebrochenen, nicht geheilten Unterschenkelknochen, eher die OP finanziert werden, denn er kann ja nicht einmal stehen, sondern nur noch im Rollstuhl sitzen? Und was ist mit den vielen anderen, die sich täglich durch unsere Sprechzimmer schleppen, tapfer und ergeben, nicht offen hadernd mit den Umständen, aber immobilisiert, behindert, lahmgelegt nur durch den Mangel an Geld?
Und, wieder eingetaucht in die deutsche Medizin, die so unendlich viel ermöglicht und sogar bezahlt, zuweilen auch doppelt und dreifach, erlebe ich viele Menschen ungeduldig, vorwurfsvoll und unzufrieden.
An dieser Stelle ist der Wechsel zwischen den Welten schmerzhaft, kantig, stachelig.
Juni 11, 2015 um 3:37 pm
Sehr schöner Bericht! Das beschriebene kann ich sehr gut nach vollziehen – Alltag in Mathare. Die Fragen gehen mir fasst täglich durch den Kopf. Helfen im Rahmen des Möglichen und den Wechsel der Welten aushalten können ist oftmals ein schwieriger Spagat….
Ich arbeite vor Ort für den Mathare Children Fund (ein Kooperationspartner der German Doctors) .
Viele Grüsse aus Mathare
BW
Mai 17, 2015 um 2:08 pm
oh sabine – das sind situationen, für die es keine lösung zu geben scheint – so hoffnungslos. und ihr tut, was ihr könnt und müsst trotzdem zuschauen – eigentlich müsste diese geschichte jeder zu lesen bekommen, der auf unserem hohen niveau jammert.
liebe grüße und danke für deine wertvolle arbeit dort in afrika – eingebunden in die kunst, in der diese herausforderung wieder ihren ausdruck finden kann.
bea