sabinewaldmannbrun

Farbe. Linie. Sehen.

Tür zu? – To close the door?

10 Kommentare

Die Tür zu schliessen, wenn die Anzahl der Klopfenden zunimmt, und diese einfach draussen stehen zu lassen, ist unklug, kindisch und unüberlegt. Die Augen zu schliessen, die Ohren zuzuhalten und dazu zu schweigen bringt garantiert nicht weiter. Die grosse Mehrzahl der Flüchtenden, die ich im ärztlichen Notdienst erlebe, sind gestresste, erschöpfte Menschen, die nicht wissen, wohin und vage Hoffnungen haben. Sie verdienen zumindest einen angemessenen Empfang. Kann es so schwierig sein, in gesamteuropäischer Kooperation die Registrierung und Verteilung zu organisieren, dort, wo die Menschen ankommen? Tränengas, Wasserwerfer und Stacheldraht werden nur denen, die die Not für ihre Zwecke nutzen, sei es zu terroristischen Aktivitäten oder schlicht zum eigenen Profit, in die Hände spielen. Wahrnehmen, anhören, ernst nehmen ist vor allem anderen die erste Pflicht. Es scheint, dass das Konzept Europa bislang nicht viel mehr ist als ein Arbeitstitel.

To close the door, when those, who ask for entrance, multiply, and to leave them alone outside is inadequate and unwise. To shut the eyes, pretend to be deaf and keep out of the discussion will not lead anywhere. The wide majority of refugees are stressed and exhausted, don’t know where to live and have only vage expectations of their future.  At least they deserve to be seen and heard. Can it really be so difficult to organize registration and distribution in an all-european act at those borders, where they arrive? Tear-gas, water and barbed wire will only strengthen those who profit from the suffering – either in recruiting terrorists or simply make money. To realize, to listen, to take seriously is the duty of today. Sometimes it looks like the concept of Europe is not more then a rough sketch.

10 Kommentare zu “Tür zu? – To close the door?

  1. Gut, wenn das Herz siegt und nicht die Angst. Es gibt viel zu viel Angst, zu kurz zu kommen.

  2. Mein Herz ist mit den Heimatlosen, mein Verstand will Grenzen setzen („Kästchendenken“). Im Zweifelsfall siegt immer das Herz.

  3. Ja. Ist es nicht mit vielem so, was uns kostbar ist an Werten? Schon die eigene Mittelmässigkeit steht breitbeinig viel zu oft im Weg…Oder man verhakt sich im Kästchendenken, oder, oder, oder…

  4. Danke für die Worte. Es scheint, dass die unermüdlich zitierten Werte erst mal erarbeitet werden müssen.

  5. Sehr klug und klar! Vielen Dank, liebe Sabine. Ich habe Dein Afrikabuch mit viel Freude und Gewinn gelesen und kann es nur weiter empfehlen. Die Mischung aus ehrlicher Einsicht und wohlmeinender Beobachtung ist angenehm und hilfreich. Liebe Grüße, Birte

  6. You are right, and I understand, that there is also much fear. But not every visitor on my doorstep will stay for the next 20 years. There must be the possibility of communication, to have space to weigh which place might be the best. Though this will be a hard challenge, keeping people outside forcefully is not the solution.

  7. But it’s kind of bewildering to think of the population of a town turning up on the doorstep… What can be the answer?

  8. es ist schlicht und einfach beschämend, ja arrogant und egoistisch.

  9. „Es scheint, dass das Konzept Europa bislang nicht viel mehr ist als ein Arbeitstitel.“ – gut gesagt!

  10. Danke, Sabine, dass Du das so klar aussprichst!

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..