sabinewaldmannbrun

Farbe. Linie. Sehen.

Vorbereitungen – Getting prepared

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Besuch in Elkes buntem Spielwarengeschäft: da ich Anfang nächsten Jahres wieder mit German Doctors zum Arbeiten nach Afrika gehe, wollte ich mal schauen, was ich ein paar Kindern im Slum mitbringen kann. Das ist gar nicht so einfach, finde ich, obwohl der Laden eine herrliche Fülle von Spielgelegenheiten birgt!

Erstmal scheidet eigentlich alles aus, was in Deutsch verfasst ist, Bücher und Spiele. Für ein paar wenige Bücher, die nur Bilder haben, bräuchte man eigentlich jemand, der sie mit einem anschaut. Das ist, bei den gestressten Eltern oder Grosseltern, so es denn überhaupt welche gibt, nicht voraussetzbar. Vielleicht die Geschwister? Ebenso wie bei den tollen Situationskarten ohne Text, die aber so angelegt sind, dass man darüber sprechen kann.

Dann ist zu bedenken, dass in einer Wellblechhütte von 10qm mit spärlicher Beleuchtung, in der bis zu 6 Personen leben, eigentlich kein Platz für Spielzeug ist. Ein Puzzle mit 500 Teilen ist also schonmal nicht passend, obwohl mindestens 6 der 10 Kinder einer Familie Spass daran haben könnten. Aber die drei Kleinen könnten die Teile verschlucken… Aus einem Regal strahlen mich glitzernde Flummies an. Auch brauchbar für eigentlich alle Altersgruppen, aber wo es keinen geraden Boden gibt ausser gestampfter Erde, eigentlich auch keine Freude. Und ein einziger, wird der nicht zum kostbaren und umkämpften Teil? Ein grösserer Ball? In der Hütte sicher nicht, vor der Hütte, wo ca. 1m Platz bis zur nächsten Hütte ist, auch nicht.

Pustefix, wunderbar, ich denke an die Seifenblasen, die wir im letzten Jahr produziert haben, in der Enge der Gassen, zunächst mit 3 Kindern, dann mit 8, irgendwann mit 14, und es wurde immer enger, und schliesslich haben sie darum gestritten, wer pusten darf, und haben die Hälfte der Seifenlauge im Drängeln verschüttet, weil jeder einmal hinein pusten wollte, und dann waren es 20 Kinder, und nicht mehr genug Flüssigkeit, und auch einiges an Enttäuschung, innerhalb von 10 Minuten ist ein Behälter aufgebraucht. Da braucht es schon ein paar Flaschen.

Immer wieder fragt mich auch mal jemand, ob ich nicht einen Teil der  Plüschtierliga aus einem Kinderzimmer nach Afrika umsiedeln könnte.  Einer Familie mit 6 Kindern kann man schlecht ein einziges Plüschtier schenken. Das müsste man sich teilen. Und für 6 Plüschtiere ist die Hütte zu klein. Und was kann man damit anfangen? Nicht wirklich viel.

Klasse sind natürlich immer Stifte und Papier. Beim letzten Mal hatte ich einige dabei. Die Sozialarbeiterin sortierte daraufhin jeden zweiten Stift aus dem 20-Farben-Paket heraus, damit es für zwei Familien reicht, die Hefte werden in zwei Teile geschnitten, damit die doppelte Anzahl dabei heraus kommt. Und dann sorgsam weggepackt, denn all das ist so kostbar, dass man es nicht einfach herumliegen lassen kann als Angebot, damit wann man will zu spielen.

Ich bleibe bei den kleinen Puzzles mit 20-30 Teilen. Drei rosa Prinzessinnen vor einem Schloss passen, finde ich, nicht. Aber da gibt es wunderbare kleine Legespiele, wo man tropische Tiere ihrer Nahrung und ihrem Lebensraum zuordnen soll, ohne Geschriebenes, einfach schöne Bilder zum Kombinieren. Ob die Kinder in Mathare wohl schon einmal eine echte Giraffe oder ein Nashorn gesehen haben?  Wenn das Geld kaum zum Essen reicht, dann schon gar nicht für den Eintritt in einen der Tierparks.

Ich merke, wenn ich zu viel darüber nachdenke, was passen könnte, was nicht zu Konkurrenz oder Streit führt, was nicht den Kontrast zu stark hervorhebt zwischen Nichthaben und Haben, kommt am Ende garnichts dabei heraus. Also werfe ich mein Herz voraus, kaufe 4 kleine Puzzles (zu einem Preis, den man den Eltern nicht verraten dürfte, denn eine Familie könnte eine Woche lang davon zu essen kaufen) und hoffe, dass dieser winzige Bruchteil von Kindern Spass daran hat…

A visit in Elke’s colorful toyshop: since I will  work in Africa again next year, I wanted to check if I can find useful presents for some of the slum-children. Which is not easy, though there is a large variety of beautiful invitations to play and learn in this shop!

First: games and books in german are not really satisfying. Some fortunately are without words, but there should be company to explore them – if there are parents or grannies, they should not be absent at work, worn out and too tired. 

Then I should keep in mind, that there is so little space in a hut of 10 square meters, where up to 6 people live with only a dim light. No puzzle with a lot of pieces will fit, though almost all ages could have fun with it. Small glittering rubber balls smile at me from the shelves, but if the ground is uneven, not really a joy. And if I give only one, will it not be a precious treasure, that has to be hidden, that it will not be stolen? What about a large ball? No space in the hut and not in front of it, where the next hut is only one meter away.

Soap to make bubbles is great! I remember our bubble production of last January, starting out with 3 children in the narrow streets after work, then with 8, and after a short time with 14 children, shoving, fighting, knocking the soap-tin out of each others hands, because everyone wanted to blow and catch the bubbles, and half of the soap was spilled, and finally, after 10 minutes, with then 20 children, there was no more soap, and some were very disappointed.

Sometimes I am asked by a german mother to take some of the plush animals of their children over. There are few children and too many plush animals around here. But – if I give one of these toys to a family with 6 children, it will not be enough. Six children sharing one velveteen rabbit? If I give 6 it is too much: not enough space. And there is not much, that it can be used for…

Extraordinarily useful are color pencils and paper. I brought some last year and the social worker took every second pencil out of the package of 20, so that two families could profit.  Also copy-books are cut in two pieces to serve the double amount of children. And are put away in a special place, since they are precious and not for everyday-use.

I stay with the small puzzles with 20-30 pieces. The three pink princesses in front of their castle might not be the right choice, but there are beautiful ones with jungle animals which have to be taken into their bush- or savanna-homes and be combined with the meals they usually take (who of the children themselves ever gets a steak and so many fruits for a meal? And will they ever be able to pay the entrance and get a chance to see a real giraffe or rhino in the game-reserve?).

I notice: I should not think too much about what will fit, what might lead to disappointment, what makes the contrast between poverty and being rich more painful. Otherwise nothing remains. So I throw my heart ahead and buy some of the small puzzles (and the mothers should never be told for which price – the whole family could have enough to eat for one week from selling it), hoping, the few children out of the many will have fun with it…

15 Kommentare zu “Vorbereitungen – Getting prepared

  1. Thank you again, Johanna. It feels good to see it this way. Seeing the lack I often forget that a tiny bit of hope might become a bigger plant.

  2. Liebe Gerda, eine klasse Idee! Ich bin ja auch ein Fan von „Nichtoffiziellspielsachen“ und wir haben z.B. aus Müllfetzchen und Schnur Flieger gebastelt, die der Renner waren und sich zu ganzen Flugtierschwärmen auswuchsen. Bei dem Handwerksmaterial könnte ich mir vorstellen, dass es einerseits vorhanden ist, weil ja ständig einer baut und ausbessert (jede Hütte ist ja, wenn man es positiv ausdrückt, ein individuell gestaltetes Bastelprojekt, das auch in Farbe und Gestaltung die Fantasie der Bewohner widerspiegelt), andererseits aber nicht den Kindern zum Spielen gegeben wird. Manchmal freut ja auch was schönes, offiziell zum spielen Gedachtes. Ich glaube, da ist ein afrikanisches Kind nicht anders als ein deutsches oder griechisches, dass man zwar Phantasie hat, aus nichts etwas zu machen, aber etwas Feines wesentlich festlicher ist…

  3. Wie steht es mit einfachem Werkzeug? Ich erinnere mich an die Kinderladenzeit, da waren Scheren, Hämmer, Nägel, Zangen, Schrauben, Bindfaden, bunte Bänder, Säge außerordentlich beliebt – bei Kindern zwischen 2 und 7 kein Problem, niemals gab es Verletzungen, und es fördert die Geschicklichkeit und Fantasie. Da könnten sie sich ihr eigenes Spielzeug aus kaputtem Zeug zusammenbasteln.

  4. Ich habe schon eine Antwort auf meine Anfrage und eine Adresse, wo ich die Stifte hinbringen kann. Da ich heute schon früh mit meinen Eltern zum Arzt gehe, wird es wohl frühstens Dienstags werden, wenn ich die Stifte abgeben kann.

  5. I can see your point in wanting to stay longer. But you are aware of the hesitations within the community you help and I think that already makes a difference. You do good work and with your open mind and generous nature, you will always make difference for the good.

  6. Klasse, Susanne! Ich bin gespannt, was Du berichtest. Ob jemand ein bisschen bunter geworden ist:) (eine Freundin von mir nennt es „bunte Punkte auf der Seele bekommen“)…

  7. Thanks a lot, Johanna. I see it as the „easy variation“ – only stay six weeks and always being able to come back to my own home…and it is not always obvious, if our help really makes sense. Patients are very thankful, but sometimes the local colleagues feel that we interfere in a way that keeps them dependent. It is a narrow way to do it „right“ and sometimes I think it would be better to stay for a long time, just be there, watch, listen. I am not yet done with my opinion about work like this in spite of going frequently…

  8. Ja, das stimmt, und ich habe mich, die Stifte und das Papier auch schon angekündigt. Jedes Flüchtlingslager hat diese Bedarflisten, damit gezielt geholfen werden kann.

  9. Doesn’t that put our feet back on the ground again!! I admire what you do Sabine, with lots or little in your suitcase, you are one of those wonderful people who do make a change in this world! xo Johanna

  10. Das sieht gut organisiert aus. Da freu ich mich, dass neben allen Meldungen, die Organisation funktioniere nicht, doch immer wieder allerlei gelingt!

  11. P.S. Hier ist zum Beispiel die Bedarfsliste von Berlin Wedding.
    http://wedding-hilft.de/bedarfsliste/

  12. Ja, ich kenne den Blog von Anna Schmidt. Stifte werden denke ich in allen Flüchtlingslagern gebracht, ich habe mir schon lange vorgenommen, sie dort abzugeben. Bei uns heisst die Initiative Wedding hilft. Ich weiss jedoch, dass ich mich erst erkundigen muss, ob Stifte gebraucht werden. Eine Freundin von mir arbeitet ehrenamtlich als Helferin und damit alles so wie du auch geschrieben hast, in geordnete Bahnen läuft und sich nicht der Müll, der nicht zu gebrauchen ist, sammelt, ist es besser vorher anzufragen. Und ich muß zu meiner Schande geschehen, dass ich das bisher nicht gemacht habe und die Stifte in meinem Schrank ruhen. Aber ich nehme unser Gespräch zum Anlaß, gleich einmal nach der Nummer zu googeln und dort anzurufen und einen Termin auszumachen. Liebe Grüße sendet dir Susanne

  13. Liebe Susanne, danke für Deine Nachricht. Ja, im Werbungstrubel vor Weihnachten ist das schon ein schmerzhafter Kontrast. Da ich schon ein Stäpelchen Stifte und Papier fürs Gepäck habe,….vielleicht finden sich ja noch ein paar Kinder von weit her, die sich hier in Deutschland und nicht weit weg von Dir über die Dinge freuen würden? Gestern war ich im Notdienst in einer der Turnhallen, wo Flüchtlinge untergebracht waren und habe über das gammelige Häuflein Bücher auf einem Stuhl im Eingangsbereich gestaunt, das Leute gebracht hatten, damit die Männer etwas zum anschauen haben. Sie sahen allesamt aus, als hätte man sie auf dem Weg zur Altpapiertonne abgezweigt. Vielleicht freut sich die Stadtteilarbeit in Steglitz über eine Portion Malmaterial? Du kennst den Blog von Anna Schmidt?

  14. Ich danke dir für diesen Einblick! Da werde ich doch wieder einmal sehr nachdenklich-
    herzliche Grüsse Ulli

  15. Liebe Sabine,
    danke für diese Zeilen, die mir wieder vor Augen geführt haben, wie gut es uns geht und in welchem unermäßlichen Reichtum wir leben. Auch wenn ich mitunter bis zu vier Stunden als Kassenpatientin beim Arzt warten muss, so bekomme ich doch für jede noch so kleine Krankheit Hilfe und bei einer großen Krankheit ist die Feuerwehr schnell da.
    Ich habe noch die Schulbuntstifte meines Sohnes hier. Ich benutze sie nicht für meine Kunst und würde sie dir gerne für Afrika senden. Hast du noch ein wenig Platz in deiner Tasche? Vielleicht auch noch für einen Block zum Zeichnen?
    Liebe Grüße von Susanne

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