sabinewaldmannbrun

Farbe. Linie. Sehen.

African Ladies: Naomi, Watchlady

5 Kommentare

Naomi ist opening the gate, when a car wants to pass to or from the gated community. Her two male colleagues check the drivers, note the license plates. Smile. Greet. So does she. Sometimes she walks the streets of the community to check, if all is well. Or if strange things are happening?  The security company provides her with a raincoat and a sweater. And, most important: a whistle, that she wears on a red string! When she blows the whistle, all her colleagues at the different gates will be alarmed and call the company to act immediately. 

At 6am she has to start her job, at 6pm she can leave. To reach the gate she has to walk for about an hour from her home. Is she not afraid, to walk alone in the dark? There are so many people walking at this time of the day…she shrugs her shoulders. Two days per month she is off.  Who cares for her 7-year old son during this time? He is staying with Naomi’s family at Babadogo, 6 hours away. But how often is she able to see him? If things go well, Naomi says, she can be with him every 8 months. Then she is able to get 4 days off. But the boy is able to go to school, and this is very good!

Being asked about her motto, Naomi answers: „work hard“. But what about the ‚beautiful things‘ in life? Will she not forget about them, if there is only hard work? There is no other solution right now, Naomi says, and the job is o.k., she smiles.

 

Naomi öffnet das Tor für die ein- und ausfahrenden Autos der eingezäunten Wohnanlage. Ihre beiden männlichen Kollegen kontrollieren die Fahrer, notieren die Daten der Nummernschilder. Sie lächeln freundlich und grüssen, so auch Naomi. Immer wieder geht sie auch die Strassen des Wohngebiets ab,  um zu kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Die Sicherheitsfirma stellt ihr einen Regenmantel und einen Pullover zur Verfügung. Und, besonders wichtig: eine Trillerpfeife, die sie am roten Band trägt. Wenn sie Alarm gibt, wissen die Kollegen an den verschiedenen Toren, dass die Zentrale benachrichtigt werden und schnell etwas geschehen muss.

Um 6 Uhr morgens beginnt Naomi mit der Arbeit, um 6 Uhr abends kann sie wieder die knappe Stunde Fussweg nachhause antreten. Hat sie keine Angst, so lange im Dunkeln allein unterwegs zu sein? Sie zuckt die Schultern – so viele Menschen sind um diese Zeit zu Fuss unterwegs…Zwei Tage frei hat sie im Monat. Wer schaut in dieser Zeit nach ihrem 7-jährigen Sohn? Zum Glück kann er bei Naomi’s Familie leben und dort in Babadogo auch zur Schule gehen, da ist schonmal ein grosser Gewinn. Aber wie oft kann sie mit ihm zusammen sein, frage ich? Wenn alles gut läuft, hat Naomi alle 8 Monate 4 Tage frei. Dann kann sie die 6 Stunden-Reise zu ihrer Familie antreten.

Nach ihrem Motto gefragt, meint Naomi: „arbeite hart“. Und die „schönen Dinge“ des Lebens? Werden die nicht in Vergessenheit geraten, wenn es immer nur harte Arbeit gibt, frage ich vorsichtig? Im Moment gibt es keine andere Lösung, sagt Naomi und lächelt. Und die Arbeitsstelle sei in Ordnung…

5 Kommentare zu “African Ladies: Naomi, Watchlady

  1. Ja, doch auch die dunklen Gefühle wollen gelebt sein und sie nicht wegdrücken zu wollen, darin liegt auch viel Heilsames.

    Das beste Heilmittel ist wie du schon sagst, die Dankbarkeit und in jedem Er-Leben lässt sich immer auch etwas finden, wofür es sich zu danken lohnt und darin liegt ein Friede.

    Als Ärztin gehst du ja Tag für Tag mit dem Schweren um und erlebst die Menschen vielfach, wenn für sie die gewohnte Welt aus den Fugen gerät und sie mit Neuem konfrontiert sind, was ihnen zuallererst auch einmal Angst machen kann.

    In solchen Ausnahmesituationen, die oft sicherlich auch mit großem Schmerz ( auch körperlich) einhergehen, lernt man die Menschen schneller kennen und ahnt, wie sie auch im gewohnten Alltag „ticken“.

  2. Danke, Vera. Ja, klagen ist erlaubt, hin und wieder, aber vielleicht nicht grundsätzlich, und ja, ein Leid ist nicht gegen ein anderes aufzuwiegen, jedes fühlt sich für den Leidenden schwer an, ob es eine gebrochene Zehe ist oder ein gebrochener Halswirbel mit Querschnittslähmung. Es steht uns nicht zu, zu urteilen, wer wieviel klagen darf. Und doch – manchmal würde ich gerne zu der Strategie raten, zu überlegen, dass alles viel schlimmer sein könnte, zumindest habe ich mir selbst hin und wieder damit die verhangene Sicht ein wenig aufhellen können… Im Erleben meiner Patienten, egal, wie schwer krank sie sind, sehe ich immer wieder, es trägt sich manches leichter im Blick auf das, was gut ist neben all dem, was schräg liegt…

  3. Das glaube ich dir, Sabine. Vor allem, wenn man das hautnah vor Ort erlebt, ist es sicher um ein Vielfaches intensiver, als es nur im Lesen nachzufühlen.
    Und doch hat auch das Leben *hier*, im vermeintlichen Wohlstand, ebenso seine Herausforderungen, die nur anderer Art sind und viele Menschen fallen ja auch hierzulande gepflegt durch das Wohlstandsraster und landen nicht immer weich.

    Es bleibt eben, egal, welches Leben gelebt werden will, die Frage des „Wie“. Wie gehe ich mit dem um, was das Leben mir serviert und vielleicht sind da die charakterlichen Unterschiede der unterschiedlichen Nationen gar nicht so verschieden, wie man vielleicht meinen möchte.

    Die von dir portraitierte Naomi ist ja ebenfalls ein leuchtendes Beispiel für eine optimistische und kraftvolle Herangehensweise ans Leben, die sich nicht in Selbstmitleid hüllt und Klagen und Anklagen ergeht.

    Es ist sehr ermutigend von dieser Kraft zu lesen.

    Danke dir auch dafür.

    Liebe Ostergüße von
    Vera 🙂

  4. Ja, Vera, das geht mir auch immer so, wenn ich gerade wieder zurück bin, manchmal ist es mir danach, jemanden zu schütteln, damit die Unzufriedenheit mit dem, was wir hier haben, zumindest zu Teilen herausfällt…

  5. Wenn man so etwas liest, wird man als „Wohlstandsbürger“ doch wieder einmal ganz bescheiden.

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