
Die Medien sind nach wie vor prall gefüllt mit Nachrichten um die Infektionslage. Allerdings unterscheiden sich die Schwerpunkte deutlich. Während in Deutschland derzeit fieberhaft überlegt wird, ob, wie, wohin und wann in Urlaub gefahren werden kann und wie die wirtschaftliche Lage sich gestaltet, kann anderswo Hauptthema sein, wie man überhaupt etwas zu Essen auf den in der Hütte nicht mal vorhandenen Tisch bekommt.
Als ich am letzten Mittwoch zuhause eine Portion Wäsche vom Ständer pflückte, hörte ich auf dem untermalenden SWR2-Impuls im Radio plötzlich eine vertraute Stimme: unser kenianischer Chef vom Baraka Health Center in Nairobi, den ich sonst nur einmal im Jahr vor Ort in Mathare die Ehre habe zu treffen, berichtet über die Lage im Slum und wie sich unsere Arbeit dort zur Zeit gestaltet.
Im Moment sind ja keine German Doctors dort, aber die Begleitung aus der Ferne macht es ein bisschen leichter, die nicht einfache Lage in Corona-Zeiten durchzustehen. Nachdem ich ab und zu mal eine mail auf den weiten Weg schicke, wenn ich etwas Ermutigendes entdecke, weiß ich schon von George, dass alle Patienten sich die Hände waschen, bevor sie eintreten (was sich nicht so einfach gestaltet wie hier bei uns, weil es immer mal auch nicht genug Wasser gibt), das arbeitende Team mit Masken und Handschuhen versorgt ist, und die Patientenaufteilung und -führung vor Ort an die Hygienevorschriften angepasst worden ist.
Die Patientenzahlen sind niedriger als sonst, einerseits, weil es keine Ärzte gibt, die man auch wegen spezielleren Anliegen aufsuchen könnte, andererseits, weil die chronisch kranken Patienten jetzt ihre Medikamente für einen längeren Zeitraum erhalten, um sich weniger oft unter die Wartenden mischen zu müssen. Das einheimische Personal nimmt teilweise und im Wechsel seinen bezahlten Jahresurlaub. Dennoch berichtet George noch von etwa 130 Hilfesuchenden am Tag.
Unsere Patienten haben mit grundsätzlichen Problemen zu kämpfen, viele haben ihre kleinen, ernährenden Tagesjobs verloren und die Reisebeschränkungen tragen ein übriges dazu bei. Daher gibt es deutlich mehr Mütter und Kinder, die auf Unterstützung aus unserem Nutrition Center angewiesen sind. Auch zu besseren Zeiten haben wir ja hin und wieder unseren schlecht ernährten Patienten einfach ein regelmäßiges Essen verschreiben können, nun hat sich die Zahl der Bedürftigen in dieser Hinsicht verdreifacht.
Wie es unseren chirurgischen Patienten geht, wie Brüche heilen, die kaum versorgt sind, und Wunden und Infekte sich entwickeln, wenn sie verschleppt werden, mag ich garnicht überlegen.
Wunderbar aber ist zu hören, dass keiner aus dem Team unserer einheimischen Mitarbeiter noch ihre Familien bisher von dem Virus direkt betroffen sind.
Wer mithelfen will, dass das Ernährungsprogramm weiterhin gut aufgestellt ist (und es geht da nicht um Nobles, sondern lediglich um Einfaches wie ein Hügelchen Reis mit gehaltvoller Soße pro Tag), findet Informationen und Spendemöglichkeiten auf der Seite von
(und herzlichen Dank an Hans-Henning Koch für das Foto vom Ort des Geschehens…)