sabinewaldmannbrun

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Marder oder Taube?

Ein gutes und dem Frieden Raum gebendes neues Jahr! Da die Taube neben Marder, Puma, Leopard und anderen zur Zeit viel zu kurz kommt, ja hin und wieder völlig vergessen scheint, sei hier auf das endlich neu besetzte Friedenspfarramt der Evangelischen Kirche in Württemberg hingewiesen. Nur ganz kurz war die Meldung in den Nachrichten – dass man die dort publizierte Erklärung für eine Alternative zu Waffenlieferungen mit unterzeichnen kann, kam garnicht vor. Deshalb sei dies hier nachgeholt, wer mit unterzeichnen möchte, kann dies per email tun, auf der Seite http://www.friedenspfarramt.elk-wue.de sind der Gesamttext und weitere Informationen zu finden.

Zehn Punkte gegen den Krieg und seine Logik

  1. Waffenlieferungen befeuern und verlängern einen grausamen Krieg. Er fordert Tausende von Opfern im Kriegsgebiet und hinterlässt traumatisierte Männer, Frauen und Kinder. Der Ukrainekrieg trägt die Gefahr atomarer Katastrophen und eines Weltkrieges in sich. Weltweite Folgen, wie Hungersnöte und noch unübersehbare Wirtschaftskrisen, fordern ungezählte Opfer auf lange Zeit.
  2. Von Hochrüstung profitiert weltweit vor allem die Rüstungsindustrie und ihre Lobby in Form von Milliardengewinnen. Die 100 Milliarden „Sondervermögen“ im deutschen Haushalt sind Ressourcen, die in anderen Aufgabenfeldern fehlen werden, z. B. in der Bildungs-, Gesundheits-, Sozial- und Klimapolitik.
  3. Soldat*innen werden im Kriegsfall zu Held*innen stilisiert, die für ihr Vaterland oder für andere Werte sterben. Das Recht zu desertieren und den Wehrdienst zu verweigern, ist in diesem Krieg auf beiden Seiten nicht gegeben, wie auch das uneingeschränkte Recht auf freie Meinungsäußerung.
  4. Deutsche Außenpolitik muss auf dem Hintergrund europäischer Geschichte am Ziel einer Friedensordnung im „gemeinsamen Haus Europa“ festhalten.
    Die deutsche Wiedervereinigung verdankt sich dieser historischen Vision. Verhandlungsoptionen bleiben diplomatisch unabdingbar.
  5. Das „Gut-Böse-Schema“ in Politik und Medien greift zu kurz. Putin ist nicht der alleinige „Böse“. Auch die Kriege im Irak und in Afghanistan waren nicht gut. Der Westen hatte Gorbatschow versprochen, die NATO nicht nach Osten zu erweitern. Dieses Versprechen wurde gebrochen. Das ist zu konstatieren.
  6. Die sozialen Verwerfungen, die aus dem Krieg hervorgehen, sind ein nicht zu verantwortender Preis für die „Verteidigung des Westens und seiner Werte“ in der Ukraine. Den Preis für diesen Krieg bezahlen die Kriegsopfer und auch die Armen in Deutschland, in Europa und in der Welt mit Armut, Not und Tod.
  7. Die Menschheitsaufgabe einer Energiewende geht nicht zusammen mit einem heißen Krieg, der neben Menschen auch Ressourcen und Natur vernichtet. Auf unserem Kontinent ist die Energiewende auf lange Sicht nur gemeinsam mit Russland zu schaffen. Sie ist auch weltweit nur gemeinsam zu schaffen.

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  1. Der Abbruch kultureller, universitärer und auch wirtschaftlicher Beziehungen mit Russland ist auf Dauer für eine zukünftige Friedens– und Klimapolitik kontraproduktiv. Sanktionen müssen auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft werden, wenn sie den Krieg nicht stoppen und mehr schaden als nutzen.
  2. Die Diffamierung von Kriegsgegner*innen und Pazifist*innen durch Medien und Regierung ist undemokratisch. Kirche muss sich deutlicher an die Seite der Kriegsgegner*innen stellen, auch wenn sie deren Positionen nicht teilt.
  3. Das Gebot Du sollst nicht töten bleibt für uns unaufhebbar. Daher setzen wir uns in unserer Kirche für gewaltfrei-aktive Methoden der Verteidigung ein, wie es sie in der Geschichte, auch in Osteuropa, vielfach schon gegeben hat. Wir fühlen uns nach wie vor der Erklärung der evangelischen Landeskirche in Württemberg zu deutschen Rüstungsexporten verpflichtet.

Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Johannes 14,27 ______________________________
Quellen zur Stellungnahme

  1. Zur Position des EKD-Friedensbeauftragten Bischof Friedrich Kramer EKMD evangelische- friedensarbeit.de
  2. Äußerungen der württembergischen und der badischen Landeskirche (2017/ 2019)2017 _02_10 OKR Erklärung Rüstungsexporte.indd; http://www.sicherheitneudeken.de
  3. Zum Ansatz sozial-gewaltfreier Verteidigunghttps://www.soziale-verteidigung.de/artikel/ziviler-widerstand-gegen-krieg-ukraine
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Die Stellungnahme kann mitunterzeichnet werden per E-Mail an:

friedenspfarramt@elk-wue.de


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Helfer werden zur Zielscheibe – Healthworkers under fire

Der Leitartikel des Deutschen Ärzteblattes in diesen Tagen ( Dtsch. Ärztebl. 2014; 111(33-34): A-1398/B-1206/C-1150) befasst sich mit der zunehmenden Gewalt gegen Gesundheitspersonal und Mitarbeiter internationaler Hilfsorganisationen seit Beginn des neuen Jahrtausends. Ein Grund dafür wird in der Verquickung militärischer und humanitärer Ziele gesehen. Als Beispiele werden die militärischen Interventionen westlicher Staaten in Irak und Somalia Ende der Neunzigerjahre genannt, die ausdrücklich zu humanitären Missionen erklärt wurden, da der Schutz der Zivilbevölkerung das eigentliche Ziel sei. Eine Intervention zur humanitären Mission zu erklären, gefährdet nachweislich die Sicherheit der Helfer, weil diese als Teil eines westlichen Systems bzw. einer Konfliktpartei wahrgenommen werden. Ob die klare Unterscheidbarkeit der unterschiedlichen Mandate und eine Verhandlung mit allen Beteiligten allein die Lösung wäre, ist zweifelhaft- zu viele verschiedene Konfliktparteien sind involviert, “ das fängt bei der Politik an, geht über das Militär, über Splittergruppen des Militärs, über religiöse Abspaltungen bis hin zu kriminellen Gruppierungen,“ so Tankred Stöbe, Präsident der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen.

Zu bedenken wäre in diesem Kontext, ob neben der Anwesenheit der humanitären Mandate eine militärische Intervention überhaupt Sinn macht. Andersherum betrachtet: wenn das Ziel die humanitäre Hilfe nach den Prinzipien der Unparteilichkeit, Unabhängigkeit und Neutralität ist, ist dann die Anwendung von Waffengewalt gegen eine der Parteien sinnvoll ( ebenso auch die Unterstützung einer der Parteien durch Waffenlieferungen)?

 

The title story of this week’s „Deutsches Ärzteblatt“ deals with the increasing violence against health workers and members of international non-government-organisations since the start of the millennium. A reason is seen in the combination of humanitarian and military aspects in one intervention. Examples are the military interventions of western countries in Irak and Somalia – these were explicitly called humanitarian missions because one aim was the benefit of the civilians. To declare a military intervention as a humanitarian mission highly endangers health workers and members of NGO’s, because they are seen as part of the western country or party of conflict. If only the clear  identification of those who help and those who are part of the military system would solve the problem is to be doubted – too many different parties, fractional parties, religious groups and criminal associations  are present in most of the conflict areas.

It seems to be of high importance to decide, if humanitarian care makes sense at all in the presence of military intervention at the same time. And, the other way round: should there be military intervention at all if the aim is humanitarian care?

Denkanstösse in Wort und Bild:

„Helfer geraten zur Zielscheibe“, der ausführliche Artikel: https://www.aerzteblatt.de/archiv/161342

„Medizinische Hilfe unter Beschuss“  https://www.aerzte-ohne-grenzen.de (oder der Titel als Schlagworte unter youtube)

„Beobachtungen eines Zeitungslesers“ unter ulrichkasparick.wordpress.com