Wenn einer nicht weiß wohin
und als einziger geeifert hat,
wenn einer kein Kraftwerk ist,
kein Seehund, der sich tausendmal
am Tag ins Wasser stürzt vom
Felsen, muss man für ihn kochen,
mit ihm am Tisch trödeln,
sein Gelände sanft betreten,
sich mit ihm unbehaglich fühlen.
Wenn einer sagt: „Ich bin nicht
besser als meine Väter“,
sich sein Votum löschen will,
muss man mit ihm rechnen.
Das Gegenteil von Minus ist nicht
dauernd Plus, ist Tütensuppe,
Zimtreis oder Brot und Fleisch,
von Raben an den Bach gebracht,
ein Lager unterm Ginsterstrauch,
ist Fladenbrot, auf heißem Stein
gebacken, ein Krug Wasser.
Und wenn es heißt „Steh auf
und geh“ und einer noch nicht
weiß wohin und meint, er sei
noch gar nicht wieder ganz:
Dann muss er langsam rechnen,
Wurzeln ziehen, schlummern,
knuspern, krümeln, bis er
behaglich brodelt und manchmal
beinah heimlich bei sich denkt,
er habe vielleicht nur
fast allein geeifert.
aus: Vera Schindler-Wunderlich: Dies ist ein Abstandszimmer im Freien. edition pudelundpinscher, Erstfeld 2012