Eine kleine, spitze Schere? Nein, 20! Dazu: zahlreiche Instrumentensets für verschiedene Operationen! Zwei gut erhaltene Roll-Hocker in Mintgrün? 30! Und OP Besteck vom Feinsten! Zwei Gelunterlagen für den OP-Tisch – keiner wird darauf mehr postoperativ über Rückenschmerzen klagen. Ein Monitor zur Überwachung der Vitalfunktionen? Nein, eine ganze Serie. Ein Röntgengerät? Auch mehrere… Und und und. In der aktuellen Tendenz, kleine Krankenhäuser dicht zu machen und dafür ein großes, zentrales zu bauen, bleibt vielerlei einfach übrig, was von ausgezeichneter Qualität, noch lange nicht schrottreif und noch für Jahre verwertbar ist. Thomas Kühn, Unfallchirurg und Orthopäde aus Biberach, berichtet von Rundgängen durch die verlassenen Flure eines dieser kleinen, aufgegebenen Häuser, um zu sammeln, was in anderen Teilen der Welt noch großartige Dienste tun kann. Surreal mute sie an, diese Tendenz, immer alles neu haben zu wollen, wenn man in ein anderes Haus umzieht. Was für eine Verschwendung. Und andererseits auch wieder eine gewisse Freude für ihn, der Sinn für global wirksames Recycling hat!
Nach zwei Jahren in einer kleinen Klinik im Norden Tanzanias zu Beginn seiner ärztlichen Tätigkeit in den 80er Jahren folgten viele Jahre der Spezialisierung, der engagierten Klinik- und Praxistätigkeit in Deutschland, der Mitgründung einer Klinik. Dann, 2017, nach Übergabe seines hiesigen Werks in jüngere Hände, führte Thomas Kühn der Weg wieder nach Tanzania. Und zeigte, dass es, wie vor vielen Jahren, immer noch an brauchbarem Arbeitsmaterial, Wissen und spezialisiertem Personal mangelt. Und dem Geld, all das zu finanzieren. Und auch das Packen und Verschicken von Containern mit wichtigen Dingen ist teuer, selbst wenn der Inhalt gespendet wurde. Der Entschluss, zunächst hauptsächlich aus eigenen Mitteln eine Stiftung zu gründen, hatte auch den Vorteil, Spendenbescheinigungen ausstellen zu können für diejenigen, denen eine bessere medizinische Versorgung in ärmeren Teilen der Welt ein Anliegen ist – ein wenig Ausgleich zu schaffen zwischen unserem mitteleuropäischen Fettauge und dem Mangel in der „dritten“ Welt.
Und heute? Ein paarmal im Jahr ist Thomas Kühn unterwegs in Afrika. Besucht alte und neue Bekannten und Kollegen, packt Container aus, die er zuvor mit Helfern in Deutschland bestückt hat, sortiert und optimiert die Dinge für den dortigen Gebrauch, unterstützt Kliniken und Kollegen mit dem Material in ihrer Arbeit vor Ort und bringt hier und da seine eigene Kompetenz in der täglichen Arbeit ein – ein rastloser Rentner, dem diese vielfältig-bunte Tätigkeit sichtlich Freude macht!
(Im Bild: Thomas Kühn und seine Frau Jutta, im Hintergrund zwei der Container, die die Reise, wertvoll bepackt, zum Ort der Bestimmung in Tanzania geschafft haben. Mehr Infos über die Stiftung finden sich hier: